EISENBAHN UND MODELLBAU

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Aus BCi-28 wird BDi-21 oder
Wir bauen eine ehemals als BDi-21 bezeichnete Donnerbüchse
(von Christoph von Neumann, 10.2006)

Es sind immer wieder die Exoten, die Außenseiter, die Einzelexemplare, die mein Interesse wecken und dann, wenn ob der Vorbildmateriallage möglich, nach einer Umsetzung ins Modell rufen.
So ging es mir auch im Falle des im Folgenden vorgestellten Wagens, der mir während meines Sommerurlaubes an der Ostsee 1999 erstmals auf der VVM-Museumsbahn Schönberg – Schönberger Strand begegnete und den ich zunächst nicht genauer einordnen konnte.

Foto 1: Am 30. Juli 2000 am Endpunkt „Schönberger Strand“ der VVM Museumsstrecke wurde der ehemalige BDi-21 aufgenommen, der als 39 505 Berlin in Dienst gestellt wurde und dann bis 1958 die Nummer 36 011 Berlin getragen hat.

Alle Fotos: Christoph von Neumann

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Der Abgleich der geschossenen Fotos mit den Donnerbüchsen im Standardwerk „Die Einheits-Personen- und Gepäckwagen der Deutschen Reichsbahn, Bauarten 1921 – 1931“ von J. Deppmeier, erschienen 1982 bei Franckh in Stuttgart, brachte die Erkenntnis, dass mir ein ehemaliger BDi-21, der aus einer ab 1921 gebauten zehn Exemplare umfassenden Probeserie stammte, vor die Linse gefahren war. Dieser Wagen war in den früheren Traditions-Personenzug der Deutschen Reichsbahn eingereiht, mit dem an den Saisonwochenenden der Jahre 1999 und 2000 die Dampfloks 24 009 und 86 457 Urlauber von Kiel per Bahn an die Ostseeküste beförderte.

Doch wie kam es überhaupt zum Bau dieser Probefahrzeuge?

Im Zuge der Vereinheitlichungsbestrebungen nach dem ersten Weltkrieg wurde Anfang der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts festgelegt, dass zukünftig für Hauptbahnen drei Grundbauarten entwickelt und hergestellt werden sollten; nämlich ein zweiachsiger Durchgangswagen und ein zweiachsiger Abteilwagen sowie ein vierachsiger D-Zugwagen.

Da die Neuentwicklung jedoch Zeit beanspruchte, wurde bei den zweiachsigen Durchgangswagen zunächst der dringendste Bedarf mit Wagen der 4. Klasse abgedeckt, die noch in Holzbauweise mit Sprengwerk gebaut wurden (Di-21, nach Wegfall der 4. Klasse Cid-21). 

Parallel zur Beschaffung dieser Wagen wurden jedoch erste Entwürfe von zweiachsigen Durchgangswagen in „eiserner Bauart“ entwickelt und gebaut, nachdem das Eisenbahn-Zentralamt 1921 die Einführung der eisernen Bauart verfügt hatte.

So wurden in Losgrößen von je 10 Stück ab 1921 gebaut: 

  • von Wegmann u. Co in Kassel der Bi-21, 

  • vom Düsseldorfer Eisenbahnbedarf AG. vorm. C. Weyer u. Co., Düsseldorf der BCi-21, 

  • von der Wagonfabrik AG Uerdingen in Uerdingen der Ci-21, 

  • von der WUMAG Waggon- u. Maschinenbau AG in Görlitz der Di-21b (ab 1928 Cid-21b) und schließlich 

  • von der H. Fuchs Wagonfabrik AG in Heidelberg der Wagen um den es im Folgenden gehen soll, der BDi-21 (ab 1928 BCid-21).

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Foto 2: Noch einmal aus minimal anderer Perspektive als Foto 1 am Endpunkt „Schönberger Strand“ der VVM Museumsstrecke: der ehemalige BDi-21

Allen Wagen gemeinsam war das eiserne Untergestell in vereinheitlichter Bauform mit einem Achsstand von 8500 mm und einer LüP von 13920 mm. Auf diesem aufgebaut war das eiserne Wagenkastengerippe, auf welches die äußeren Bekleidungsbleche aufgenietet waren. Die Dachspriegel, sonstige Profile und Befestigungswinkel bestanden ebenfalls aus Eisen und waren untereinander vernietet. Lediglich die auf den Dachspriegeln aufgebrachte Dachverschalung bestand aus Holz.

Verbleib der Wagen

Von den ursprünglich zehn BDi-21 sind noch zwei Wagen mit den Nummern 36 012 Esn (ausgem. Januar 1964) und 36 020 Han (ausgem. Juni 1965) nach dem zweiten Weltkrieg bei der DB eingesetzt worden. 

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Foto 3: Derselbe Wagen mit Blick auf die Bühne

Zumindest ein Wagen hat alle Zeitwirrnisse überstanden und ist bis zum April 2005 erhalten geblieben. Bei der DR der DDR mit der Nummer 36 011 Berlin eingesetzt, überlebte der Wagen, wurde im Laufe der Jahres 1985 im damaligen RAW „Erich Kramer“ Potsdam vorbildlich und vorbildgerecht aufgearbeitet und restauriert und lief bis zum Jahreswechsel 2000 / 2001 im früheren Traditions-Personenzug der DR, der seit der Wiedervereinigung von den Dampflokfreunden Berlin betreut wird. 

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Foto 4: Der durch die DR der DDR restaurierte und bis 2005 erhalten gebliebene frühere 36 011 Bln am 6. 8. 2000 im Bahnhof Schönberg der Kiel – Schönberger Eisenbahn.

Leider sind der seinerzeit dem DB-Museum Nürnberg gehörende Wagen und auch der zu dem Zug gehörende Packwagen am Sonntag, den 4. Februar 2001, bei einem Rangierunfall in Berlin-Grunewald so stark beschädigt worden, dass sie nach dem Unfall nicht mehr eingesetzt werden konnten. Der Eisenbahnkurier wusste im Oktoberheft 2001 zu berichten, dass die Aufarbeitung der beiden historischen Personenwagen wegen zu hoher Kosten unterbleiben soll. Jedoch sollten die Fahrzeuge geschützt untergestellt werden und auf eine zukünftige Lösung gewartet werden.

Diese sah nun so aus, dass, obwohl sich andere Museumsbahnvereine bereit erklärt hatten, den Wagen mit dem Unfallschaden zu übernehmen und langfristig wieder aufzuarbeiten, dieser im Frühjahr 2005 vom Verkehrsmuseum Nürnberg unwiederbringlich verschrottet worden ist. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie gerade das DB-Museum immer wieder mit historisch wertvollen Fahrzeugen umgeht. 

Im Jahr 2000 war der Wagen jedoch noch zu Gast auf der VVM-Museumsbahn vom schleswig-holsteinischen Schönberg nach Schönberger Strand an der Ostsee. Der von der 86 457 gezogene Zug brachte an den Sommerwochenenden Tagesgäste von Kiel zum Schönberger Strand und zurück. Während des Aufenthaltes im Bahnhof Schönberger Strand war es mir möglich, die Seitenwand des Wunschobjektes aufzumessen. 

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Foto 5: Eine Woche früher, am 30. 7. 2000 wurde die andere Wagenseite in Bahnhof Schönberger Strand abgelichtet.

Wieder zu Hause wurden die Maße in eine Zeichnung umgesetzt, auf deren Basis dann Ätzfilme entstanden, mit deren Hilfe die Seitenwände aus 0,3 mm Messingblech geätzt wurden. Diese Ätzplatine ist für 28,90 € erhältlich bei: Reitz Modellbau, Sonnenstraße 13, 73441 Schlossberg (Stand Oktober 2006 - Aktuellen Preis und Liefermöglichkeiten bitte bei Reitz erfragen).

Wie diese Ätzteile dann an einer Fleischmann-Donnerbüchse anzubringen sind, soll im Folgenden dargestellt werden. 

Zunächst sei festgehalten, dass die neuen Seitenwände für Fleischmann-Donnerbüchsen als Basisfahrzeug konstruiert wurden. Wenn man bereit ist zu akzeptieren, dass die Seitenwand an den Wagenenden jeweils ca. 0,4 mm zu kurz ist, kann man auch eine 
ROCO-Donnerbüchse zum Umbau heranziehen. Die Verwendung des entsprechenden Märklinwagens ist nicht möglich, da die Märklin Seitenwand für die geätzte Seitenwand ca. 0,7 mm zu hoch ist.

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Foto 6: Die nach den am Schönberger Strand abgenommen Maßen entstandene fertige Ätzplatine.

Der Umbau

Als Basis habe ich den BCi-28 von Fleischmann gewählt, da bei dem ursprünglichen 2./3. Klasse Wagen zumindest der 2. Klasse Teil der Inneneinrichtung unverändert übernommen werden kann.

Das Modell wird komplett zerlegt, indem das Dach an den Wagenenden zusammengedrückt wird und gleichzeitig mit dem Daumennagel zwischen Dach und Seitenwand gefahren wird. Unter lautem Knacken sollte sich das Dach widerwillig vom Wagenkasten lösen. Dabei kann die eine oder andere der insgesamt sechs Rastösen des Daches abbrechen. Dies ist nicht so tragisch, da das Dach bei der Endmontage des umgebauten Wagens mit dem Wagenkasten verklebt werden kann. 

Ist das Dach vom Wagenkasten gelöst, werden die Innereinrichtung und die Fensterbänder aus dem Wagenkasten entnommen und selbiger nach Zusammendrücken der sechs Rasten vom Fahrgestell getrennt. 

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