EISENBAHN UND MODELLBAU

Home Aktuelles Über EMB Geschichte Inhalte EMB Leseproben Insider   Impressum Mail an EMB

T3:2008 - Antrieb TRIX-T3; Ist-Zustand und kleine Verbesserungen (von Herbert Haun, 12.2008)

Um dem geneigten Leser etwas halbwegs Objektives zu den Fahreigenschaften der TRIX-T3 (und auch der Schwestermaschine von FLEISCHMANN) anbieten zu können, haben wir einen einfachen Testring aufgebaut. Halbwegs objektiv insofern, als bei der derzeitigen Antriebstechnik aller Hersteller durchaus Serienstreuungen auftreten und wir beim Kauf also Gut- und leider auch Nicht-ganz-so-gut-Läufer erwischen können. Glücklicherweise können wir als Modellbahn-Begeisterte vieles noch optimieren...

Analog betrieben, kann die Fahrspannung über ein Voltmeter korrekt eingestellt und bestimmt werden. Eine Stoppuhr hilft bei der Bestimmung der Fahrgeschwindigkeit. Nicht polarisierte Roco-Weichen, gerade und im Abzweig befahren, geben Aufschluss über die Qualität der Stromabnahme.

ZIMOs Handheld-Zentrale MX31ZL ermöglicht das Ausloten der Fahreigenschaften-Optimierung über moderne Decodertechnik.

Click zum Vergrößern

Click zum Vergrößern

Zum Seitenanfang

Click zum Vergrößern

Zum Seitenanfang

Maß
(Maße in km/h - 
umgerechnet 1:87)

Vorbild

Umbau-
Modell RÖWA / GFN von 1989
TRIX 22121
von 2004
(89 7314)
TRIX 
22767 
von 2006
(MFP 
Nr. 3)
GFN 401001 
von 2008
(89 7498)
TRIX 22146 von 2008 mit
Gräler-Rädern
(89 7422)
Geschwindigkeit 
vorwärts bei 12 V
40 km/h 79 km/h 148 km/h 145 km/h 83 km/h 147 km/h
Geschwindigkeit 
rückwärts bei 12 V
40 km/h 79 km/h 148 km/h 124 km/h 83 km/h 147 km/h
Anlaufspannung vorwärts   3,5 V 4,0 V 4,1 V 3,6 V 4,3 V
Anlaufspannung rückwärts   3,5 V 4,0 V 4,0 V 3,5 V 4,3 V
Anhalteweg aus 12 V   30 mm 0 mm 0 mm 100 mm 0 mm
Ziemlich erschreckend sind die so ermittelten Werte. Die TRIX-Maschine ist mehr als 3,5fach so schnell wie ihr Vorbild, und das bei Nennspannung 12 Volt! Bei aufgedrehtem Analog-Trafo ist "noch mehr drin". Der Anhalteweg ist dabei nicht messbar. Der etwas langsamere Rückwärtsfahrt-Wert der Lok von 2006 lässt auf einen leicht verdreht sitzenden Kollektor (Fertigungstoleranz am Motor) schließen.

Zwar ist auch die Fleischmann-T3 mehr als doppelt so schnell "wie erlaubt", aber immerhin zeigt sie etwas Auslauf - immerhin 10 cm aus vollem Lauf. Interessant, dass der vor 20 Jahren optimierte Fleischmann-Antrieb (s. EMB 24) nicht allzuviel besser ist als die Lok von 2008 ohne Optimierung.

Zum Seitenanfang

Bei den kleinen dreiachsigen Loks ist die Stromabnahmebasis kurz, trotz der Tatsache, dass keine Haftreifen da sind und so alle Räder ihren Anteil am Transport der Antriebsenergie haben sollten. Wunder in Richtung gleichmäßigen Dahinschwebens über Weichenstraßen erwarten wir somit nicht, aber wir möchten natürlich auch rangieren oder mit mäßiger Geschwindigkeit aus dem Bahnhof rollen; klappt das mit der Fleischmann-T3 wegen des geringfügigen Auslaufs noch relativ gut, so bereitet uns die TRIX-T3 in dieser Hinsicht keine Freude. Standhaft im wahren Wortsinne zeigt sie sich unpolarisierten Herzstücken und leicht verschmutzten Gleisen gegenüber. 

Um der Sache auf den Grund zu gehen, ist ein "Blick unter die Haube" angebracht. 

Click zum Vergrößern

Click zum Vergrößern

Das tun wir hier bei der TRIX-T3, denn da ist erst einmal der größte Handlungsbedarf - in drei Punkten: Stromabnahme, Geschwindigkeit und Auslauf. 

An den Antrieb der TRIX-T3 gelangt man auf einfache Weise: unter dem Fahrwerk der kleinen Lok ist eine gut zugängliche Schraube (ganz links unten im Bild) angebracht. 

Nach dem Herausdrehen hakelt das Fahrwerk nur noch geringfügig im Gehäuse, und mit ein wenig Gefühl sind die beiden Baugruppen schnell getrennt. Aber Achtung: beim im Jahr 2008 gekauften Modell (DRG-Ausführung 22146) ist der Schraubenkopf ein wenig zu groß und klemmt in seiner Bohrung in der Getriebeabdeckung. Wenn die Schraube herausgedreht wird, zieht sie die Getriebeabdeckung gewaltsam nach unten, was Verbiegungen und im schlimmsten Fall Schäden an Rastnasen des Umlaufs nach sich ziehen kann. Hier muss vorsichtig schrittweise vorgegangen und die Getriebeabdeckung Stück für Stück wieder zurückgedrückt werden, bis der Schraubenkopf frei kommt.

Nach dem Abnehmen des Gehäuses wird der Blick auf den sauber strukturierten Antrieb frei. Von vorn nach hinten finden wir die LED-Spitzenbeleuchtung, den fünfpoligen, schräg genuteten Motor (Kollektor voraus), das Schnecken-Stirnrad-Getriebe mit abgeschrägtem Getriebe-Gehäuse und die Elektronikplatine mit der LED-Schlussbeleuchtung und 21poliger Decoder-Schnittstelle.

Ein paar Worte zum Antriebskonzept. Der Konstrukteur einer Modellbahnlokomotive sieht sich vielerlei Zwängen ausgesetzt: Das Modell soll aus möglichst wenigen, einfach zu fertigenden Bauteilen bestehen, es soll sich schnell und sicher montieren lassen, dennoch ein gewisses Minimum an Servicehandlungen ermöglichen, und das ganze auf dem Raum, den die maßstabsgerecht verkleinerte Silhouette des Vorbilds abzüglich der Wandstärken, Radsatz-Innenmaße und ähnlicher Ekligkeiten erlaubt. Ordentlich laufen muss das Ganze auch noch. 

"Geht nicht, gibt's nicht" sagen die Produktmanager, und fähige Ingenieure stellen sich der Herausforderung. Dabei entstehen Kompromisse. Erinnern wir uns an die Fleischmann-T3 des Jahres 2008: 

Als die Lok konstruiert wurde, gab es noch keine Digitaldecoder, die in das Fahrzeug gepasst hätten; als es sie gab, klebte man Vorhänge in die Fenster und hängte die Elektronik unter das Dach des Führerhauses. Also setzten die Konstrukteure den relativ leichten Flachmotor in das hinten weit überhängende Führerhaus und platzierten ein ordentliches Kesselgewicht über die Antriebsachsen: gute Fahreigenschaften.

Folge: die von Fleischmann nachträglich hineingebastelte achtpolige Decoderschnittstelle baumelt sichtbar im Führerhaus herum.

Zum Seitenanfang

Click zum Vergrößern

Zum Seitenanfang

Click zum Vergrößern

Wohin dann aber mit dem Motor? Da hieß es dann wohl "Ab in den Kessel!". Glücklicherweise gehört das Metallgehäuse zur Märklin/TRIX Tradition, so dass die Lok dennoch ein vernünftiges Gewicht bekommt.

Nun kann man Metall nicht beliebig dünn gießen, wenn sich die Form- und Produktionskosten im Rahmen halten sollen. Für den Motor bleiben somit nur gut neun Millimeter Breite übrig! Die Folge: Keine Schwungmasse, kein freier Kesseldurchblick, Auslauf beim Strom Wegnehmen gleich Null. Da hätte auch eine Schwungmasse von neun Millimeter Durchmesser nichts mehr gebracht.

Zieht man das Getriebegehäuse zwischen Motor und Elektronikplatine ab, so findet man eine zweigängige Schnecke. In Zusammenarbeit mit den übrigen, exakt im Rahmen gelagerten Zahnrädern bringt sie es auf eine Gesamtübersetzung von 25:1. Schlanke Motoren haben eine hohe Drehzahl, hier so rund 20.000 Umdrehungen pro Minute bei 12 V, und damit kommen wir trotz der zu kleinen Lokräder auf die knapp 150 km/h aus der Tabelle oben.

Die TRIX-Konstrukteure sind einen anderen Weg gegangen. Offensichtlich hatten sie die Vorgabe, die gewaltige 21polige Schnittstelle, die funktionshungrige Modellbahner zufrieden stellen soll, in die kleine Lok zu bekommen - sie ist wohl Hausnorm geworden, auch wenn sie den Platz für eine fernsteuerbare Rangierkupplung oder ähnliche Gimmiks wegfrisst und sich so selbst ad absurdum führt. 

Nun geht es dabei ja nicht nur um die Stiftleiste, sondern auch um den Freiraum für den recht voluminösen Decoder, der dazu gehört. Der einzige Platz dafür findet sich im Führerhausboden. Dort liegt dann auch die große Funkentstördrossel herum, die die aktuelle Normenlage wohl erzwingt, wenn konventionelle Gleichstrom-Motoren mit ihrem Bürstenfeuer verbaut werden. 

Zum Seitenanfang

Click zum Vergrößern

Zum Seitenanfang

Werden Sie EMB-Insider und lesen Sie diesen Artikel in EMB heute weiter!

optimal für 1024 x 768 Pixel - webmaster - Letzte Änderung 31.12.2008