EISENBAHN UND MODELLBAU

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Aktuelles: Der VT08 Museumszug der DB AG zum Lokpark Braunschweig überführt 
(von Herbert Haun, 04.2008)

Der bekannte vierteilige Museumstriebzug VT08, dessen Fristen leider im Herbst 2007 abgelaufen sind, war bisher im Betriebshof Braunschweig der DB Regio abgestellt. 

Durch intensive Verhandlungen aller Beteiligten ist es der BSW-Gruppe VT08 und dem Verein Braunschweiger Verkehrsfreunde (VBV) nun gelungen, den historisch sehr wertvollen Triebwagen mit der Perspektive einer erneuten Inbetriebsetzung zu übernehmen.

Sein neuer Standort ab 26.04.2008 wird im Lokpark des VBV auf dem Gelände des ehemaligen Ausbesserungswerks Braunschweig sein. 

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Der VBV verfügt durch eine sehr intensive Zusammenarbeit 

  • mit der Stadt Braunschweig, 

  • verschiedenen Firmen in der Verkehrskompetenzregion Braunschweig / Wolfsburg und 

  • mit den umliegenden Universitäten und Fachhochschulen 

über eine durchgängige Besetzung von Montag bis Samstag und eine Personalstärke, die eher einem mittelständischen Unternehmen als einem Eisenbahnfreunde-Verein zuzutrauen wäre.

Für die Überführung des VT08 stand Lok 102 des VBV unter Dampf bereit. Sie ist 1925 bei Jung in Jungenthal für die Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn (Nr. 21) gebaut worden. 1933 kam sie als Nr. 2 zur Hafenbahn Braunschweig und wird seit 1968 vom VBV betreut. 1978 ging sie in den Bestand des VBV über. Sie ist dem Industrietyp "Pudel" zuzuordnen, verfügt über 430 PS und ist 40 km/h schnell. 

Für die geladenen Gäste standen weiter ein Sitzwagen und ein in den Hausfarben des Hauptsponsors, des Hofbrauhaus Wolters, gestalteter Barwagen zur Verfügung.

Der Betriebshof von DB Regio, wo der VT08 bisher stand, und der Lokpark des VBV im ehemaligen Ausbesserungswerk Braunschweig sind eigentlich nur durch die Breite des Rangierbahnhofs, ein paar hundert Meter, von einander getrennt. Doch aufgrund von Rückbauten der Betriebsanlagen war eine längere Fahrt durch die immer noch umfangreichen Bahnanlagen im Braunschweiger Süden, angereichert durch Sägefahrten des Zuges und Umsetzvorgänge der Lok, für die Überführungsfahrt von Nöten.

Carsten Begemann, links, 1. Vorsitzender der BSW-Gruppe VT08, und Jörg May, rechts, Vorsitzender des VBV, erläuterten dem geladenen Publikum vor Beginn der Fahrt die Besonderheiten des Ablaufs und den Komfort des Zuges.

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Nach einer bis auf einige Wartezeiten unproblematischer Fahrt erreichten wir den im Betriebshof abgestellten VT08.

Für die Überführungsfahrt wurde die Notkupplung verwendet, die auf jedem Kopf-Fahrzeug des VT08 vorhanden ist, um eventuelle Liegenbleiber von der Strecke holen zu können.

Beim Museumsfahrzeug ist sie zum Glück selten wirklich notwendig, denn der Vierteiler ist derzeit und etwas untypisch mit zwei Motorwagen ausgestattet - Vorteil: Bei Ausfall einer Maschinenanlage kann der Zug immer noch problemlos mit der anderen Anlage gefahren werden.

Die Notkupplung wird auf den Zughaken des Abschleppfahrzeugs aufgesetzt, in der Höhe über eine Stellschraube justiert, mit den Bremsluftleitungen verbunden und kuppelt dann mechanisch und auch gleich die Bremsluft.

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Hier kommt zusammen, was (eigentlich nicht, hier aber doch) zusammen gehört!

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Click zum Vergrößern Click zum Vergrößern Nach weiteren kleinen organisatorischen Schwierigkeiten, die im wesentlichen auch wieder den Rückbauten von DB Netz geschuldet waren, ging es mit der interessanten Fuhre zurück zum Lokpark.

Die Geschwindigkeit war stark limitiert, denn die Notkupplung kann zwar Zug-, aber praktisch keine Druckkräfte aufnehmen.

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Beim konventionellen Kuppelpartner sind für die Aufnahme von Druckkräften im Zugverband ja die in dieser Situation nutzlosen Puffer da, und der Kuppelhaken ist dafür nicht konstruiert - im Gegensatz zur Scharfenberg-Kupplung des VT08.

Angekommen am Lokpark, trennten die Aktiven den Überführungszug. Die Notkupplung wurde wieder verstaut und der Zug mit Kupplungshaube und Fähnchen geschmückt. Wir, die geladenen Gäste, stiegen vom Dampfzug in den Dieseltriebwagen um und freuten uns, mit feierlichen Worten und einem Gläschen Sekt auf den Erfolg anstoßen zu können.

Auf den letzten Metern in den Lokpark durfte der Zug noch einmal seine Maschinenanlagen hören lassen, und am roten Band gab es einen herzhaften Händedruck der beiden Partner, die in Zukunft für die Erhaltung des Fahrzeugs verantwortlich zeichnen werden. 

Carsten Begemann und Jörg May machten für den Zug schließlich den Weg frei in den Lokpark, wo alle Voraussetzungen für die sichere Unterbringung und die erneute Aufarbeitung der Fahrzeuge gegeben sind.

Aus dem typischen "Fotografierabstand" macht der Zug noch einen sehr fotogenen Eindruck, aber beim näheren Hinsehen sind die Korrosionsschäden an den Kopfteilen, die typischen Schäden der ersten Leichtbauzüge aus den frühen fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, doch deutlich auszumachen. 

So schätzt Jörg May auch den Aufwand für die erneute Inbetriebsetzung auf eine halbe bis ganze Million Euro, "je nachdem, was wir finden" - wer einmal eine Altbauwohnung renoviert oder ein Eisenbahnfahrzeug restauriert hat, weiß, was gemeint ist.

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Hier noch einmal drei Generationen Eisenbahn auf einem Bild: 

  • In der Mitte die 102 von 1925 als Vertreterin der konventionellen Mechanik und des Dampfes, 
  • Vorn der VT08 "Eierkopf" von 1952 als Vertreter des Leichtbaus, der Schweißtechnik und des dieselhydraulischen Antriebs
  • Hinten schließlich ein fünfzig Jahre jüngerer Doppelstock-Steuerwagen des Metronom als Vertreter des aktuellen Technikstandes; sagen wir, als Vertreter der Informationstechnik-Epoche.

Wenn man überlegt, wie viel der VT08 aus der zeitlichen Mitte zwischen der 102 und dem Metronom "nach früh" verschoben ist, dass zwischen dem Technikstand von Pudel und Eierkopf nur 27 Jahre liegen, von denen noch ein Großteil durch das Dritte Reich und den zweiten Weltkrieg verloren wurden, dann wird die technische Leistung, die im VT08 steckt, erst richtig deutlich.

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Der im Gelände des VBV abgestellte Steuerwagen des VT08 macht mit seiner offenen, dem Zug zugewandten Stirnseite noch weitere technische Details des Zuges offensichtlich:
  • die aus dem Flugzeugbau entlehnte Bauweise als geschlossene Röhre
  • die auch innerhalb des Zuges verwendete Scharfenberg-Kupplung, hier mit seitlicher Anordnung der elektrischen Kontakte
  • die moderne Übergangs-Konstruktion zwischen den Wagen

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Zum Schluss noch ein Blick über die Schiebebühne auf den VT08, die Gäste und einen Seitenflügel des ehemaligen Ausbesserungswerks in Braunschweig:

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